Wir sind eine ganz normale Familie. Verheiratet seit 10 Jahren, drei Kinder zwischen vier und acht Jahren, ein junger Labrador, mit Haus und Garten am Stadtrand.
Wir sind auch eine ziemlich unnormale Familie. Beide Eltern arbeiten von zuhause – Heidi an einfachmaleinfach.de, Holger als Chief IT Officer für eine internationale Nonprofit-Organisation. Unsere gerade achtjährige Tochter geht in die vierte Klasse, ihre sechseinhalb Jahre alte Schwester ist in der zweiten Klasse gelangweilt und wird wohl nur drei Grundschuljahre absolvieren. Und der viereinhalbjährige Sohn korrigiert regelmäßig die deutsche Grammatik seiner Eltern und Großeltern…
Anfang 2018 fanden wir heraus, dass das Thema Hochbegabung in unserer Familie eine große Rolle spielt. Zuerst, weil die damals Vierjährige plötzlich anfing zu lesen und unbedingt in die Schule wollte. Dann, weil sich bei der Sechsjährigen herausstellte, dass der ständige Ärger mit den Hausaufgaben nicht mit Überforderung, sondern mit Langeweile zu tun hatte. Ein paar Wochen später stand nach einem Test eine ziemlich hohe Zahl auf dem Papier und ein Sprung in die zweite Klasse (sechs Wochen vor Schuljahresende) stand auf dem Programm.
Seitdem haben wir viel gelernt und dabei gleichzeitig gemerkt, dass wir ein ganz falsches Bild von Hochbegabung hatten. Und wir sind auf Lehrer und Erzieher gestoßen, die in ihrer Ausbildung nie mit dem Thema konfrontiert waren. Dabei hatten wir großes Glück, denn immerhin sind die Lehrer, mit denen wir zu tun haben, bereit sich auf die Bedürfnisse unserer Kinder einzulassen. Aus Gesprächen mit vielen anderen Betroffenen wissen wir leider auch, dass es oft ganz anders aussieht.
Aus diesen Erfahrungen enstand die Idee zu einem Blog. Hier soll es Informationen über Hochbegabung geben, über Anzeichen (Symptome klingt so medizinisch…) die auf eine Hochbegabung hindeuten. Es soll Tipps zum Umgang damit geben, Hinweise auf Anlaufstellen und Hilfsmittel. Und es soll darum gehen, Mut zu machen. Denn wir sind trotz allem eine ganz normale Familie…
Ein paar Hinweise
Hauptsächlich werde hier ich – Holger – schreiben, aber Heidi wird vielleicht ab und zu etwas beitragen. Es soll nicht in erster Linie um unsere Kinder gehen – der Blog wird kein Tagebuch unserer Erlebnisse. Auch deshalb nenne ich hier die Namen unserer Kinder nicht – wer sie wissen will, wird sie vermutlich herausfinden, aber immerhin tauchen sie so nicht in einer Google-Suche zum Thema auf. Stattdessen werde ich, wenn sie den Aufhänger für einen Beitrag bilden, von “Älteste 7” oder “Jüngster 4” schreiben. Damit ist auch in ein paar Jahren noch klar, wie alt das Kind gerade war, das kann auch hilfreich sein.
Ganz wichtig ist mir auch, nochmal deutlich zu machen, dass wir keine Über-Eltern sind. Wir haben uns diese Hochbegabung nicht gewünscht. Wir haben sie lange – vielleicht länger als ideal gewesen wäre – ignoriert. Ganz normal dem Schulsystem folgen zu können, wäre uns lieber gewesen. Aber wir versuchen, als Anwälte unserer Kinder das zu machen, was für sie am besten ist und hoffen, dass uns das meistens gelingt.