Um zu zeigen, wie unterschiedlich Hochbegabung aussehen kann, haben wir Profile unserer Kinder erstellt, in denen wir von Geburt bis zum heutigen Tag die wichtigsten Dinge rund um ihre Hochbegabung festhalten. Diese Profile werden regelmäßig auf den aktuellsten Stand gebracht.
Es soll ja vorkommen, dass nur eines der Kinder hochbegabt ist und die anderen sich im normalen Bereich bewegen. Auch wenn noch keine Testung vorhanden ist, sind wir aber auch bei unserem Jüngsten sicher, dass er eine Hochbegabung abbekommen hat. Und an seinem Profil sieht man hoffentlich, warum wir das denken.
Älteste 3* hätte nicht glücklicher sein können – unser Jüngster war ein Junge. Denn sie hatte uns bei Bekanntgabe der Schwangerschaft eine klare Ansage gemacht: “Wir sollen diesmal aber einen Jungen bekommen, wir sind schon genug Mädels”. Und wäre es egal gewesen – mit Mädchen kannten wir uns immerhin jetzt schon aus.
Babyzeit
Im Gegensatz zur seiner mittleren Schwester war unser neuerster Familienzuwachs dann wieder auf der kleineren, zierlicheren Seite. Sehr früh bemerkten wie bei ihm starke Anzeichen einer Hochsensibilität. Zum Beispiel weckte er sich regelmäßig selbst wieder auf, wenn beim Einschlafen seine Arme zuckten. Er schlief wochenlang nicht richtig, bis wir endlich auf den Gedanken kamen, ihn wie ein Paket verschnürt ins Bett zu legen.
Aber er war auch das erste unserer Kinder, das eine Geräuschkulisse zum Einschlafen brauchte und nur mit “weißem Rauschen” so richtig zur Ruhe kam. Bis heute tut er sich schwer damit, alleine zu bleiben – eigentlich auch kein Wunder, wenn man bedenkt, was für ein Gewusel während der Schwangerschaft um Mamas Bauch herum war.
Ansonsten waren die ersten Monate seiner Entwicklung eher durchschnittlich. Krabbeln und erste Schritte bewegten sich gefühlt im Rahmen des Normalen. Auch mit Babyzeichen konnte er sich verständlich machen, wobei das nicht so gut klappte wie bei seinen Schwestern. Vermutlich lag das zum einen daran, dass man als Eltern beim dritten Kind nicht mehr ganz so konsequent alles durchzieht – und zum anderen daran, dass seine Schwestern sehr gut darin waren, seine Bedürfnisse zu erkennen.
Spricht er oder spricht er nicht…?
Und dann warteten wir darauf, dass er zu sprechen begann. Und warteten. Und warteten. Stattdessen unterhielt er uns mit Zeichen und Lautmalereien. Statt Wörtern kamen Geräusche. Die allerdings wirklich gezielt – er hatte Laute für “Treppe rauf” und “Treppe runter”, sie sich leider nicht verschriftlichen lassen.
Und dann kam mit etwas mehr als zwei Jahren eine Sprachexplosion. Innerhalb weniger Wochen sprach er plötzlich in vollständigen Sätzen mit uns. Fast wirkte es so, als hätte er gewartet, bis er genug Sprache verstand, um sich perfekt ausdrücken zu können. Mit zweieinhalb beherrschte er komplexe Satzkonstruktionen, mit drei einen 1a Konjunktiv. Heute spricht er oft, als würde er ein Buch vorlesen.
Hochsensibel im Kindergarten
Dafür war die Eingewöhnung im Kindergarten mit zweieinhalb eine mittlere Katastrophe. Gefühlt dauerte sie mindestens die ersten drei Monate und selbst dann brauchte es nach jeder kleineren Pause im Kindergartenbesuch (es sind ja auch mal Ferien oder das Kind ist krank) wieder eine Mini-Eingewöhnung, bis er wieder einigermaßen ohne großes Drama da blieb.
Wieder war eines seiner Probleme die Hochsensibilität. So hasste er es, im Herbst Matschhose und Gummistiefel anzuziehen. Nach langem Rätseln erklärte er uns schließlich: “die sind nicht flauschig”. Mit gefütterten Stiefeln und einer Softshell-Matschhose ließ sich das Problem lösen. Nicht wirklich lösen ließ sich der Lärm im Kindergarten, der ihm oft zuviel war.
Wir merkten bald, dass wir am besten mit ihm weiterkamen, wenn wir eine gute Erklärung hatten. Wenn er etwas nicht wirklich wollte, wir aber eine gute Erklärung hatten, warum es eben gerade nicht anders ging, dann konnte er das schon mit drei Jahren akzeptieren.
Komplexe Gedanken vom Familienclown
Als er etwa dreieinhalb Jahre alt war, bemerkten wir auch, zu welchen komplexen und weitsichtigen Gedanken er fähig war. Er machte sich Gedanken über das Weltall und die Erde: “Mama, wir fahren gerade mit dem Auto über einen Felsbrocken, der durch das Weltall rast”. Als er viereinhalb war und wir einen Hund bekamen, sagte er: “Dann kann ich meinen Kindern mal sagen, dass ich mit einem Hund aufgewachsen bin”.
Auch sein Humor war früh extrem auffällig. Zum einen hat er für sich die Rolle des Familienclowns entdeckt. Aber er versteht auch komplexe Witze und kann sie selbst gezielt einsetzen. Gerade auch im sprachlichen Bereich arbeitet er mit Reimen und Wortwitz, der seinem Alter weit voraus ist.
Heute
Um nicht den gleichen Fehler wie bei unserer mittleren Tochter zu machen, entschieden wir uns diesmal früh für eine vorzeitige Einschulung. Die Aufnahmeprüfung der Schule war kein Problem und seit er ein Vorschulkind ist, macht plötzlich auch der Kindergarten Spaß. Denn da darf man in der Vorschulraum, wo es eine Tafel mit Magnetbuchstaben gibt. Ab und zu hört man ihn leise vor sich hin buchstabieren. Und mit Zahlen jongliert er inzwischen wie ein Profi und versucht sich schon am kleinen 1×1.
Und so ist er nun im letzten Kindergartenjahr angekommen und freut sich mal mehr und mal weniger auf die Schule, die im Sommer startet. Wir sind gespannt, wie das werden wird und hoffen, dass er die tolle Klassenlehrerin unserer ältesten Tochter bekommt.
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