Um zu zeigen, wie unterschiedlich Hochbegabung aussehen kann, haben wir Profile unserer Kinder erstellt, in denen wir von Geburt bis zum heutigen Tag die wichtigsten Dinge rund um ihre Hochbegabung festhalten. Diese Profile werden regelmäßig auf den aktuellsten Stand gebracht.
Mittlere 4* war das erste Kind, bei dem wir an eine Hochbegabung denken mussten. Ihr haben wir es sozusagen zu verdanken, dass wir uns gezwungenermaßen mit dem Thema beschäftigen mussten. Aber auch in diesem Profil geht es der Reihe nach.
Babyzeit
Schon als Baby fiel unsere Mittlere auf – genau genommen schon gleich nach der Geburt. Zum einen hatte sie einen wilden Haarschopf, der nicht zu übersehen war. Und dann war sie groß. Und laut. Noch im Bett vor dem Kreißsaal rülpste sie nach der ersten Milchmahlzeit so laut, dass die Hebamme dachte, das sei der Papa gewesen.
Sie wirkte durch ihre Größe und Lautstärke nie wie ein Neugeborenes. Und dieser gefühlte Altersvorsprung zieht sich seither durch ihr Leben. Schon mit wenigen Monaten konnte sie sich selbständig fortbewegen, sehr zum Entsetzen ihrer 19 Monate älteren Schwester, die plötzlich auf ihre Spielsachen aufpassen musste. Und schon mit 10 Monaten lief sie – und zwar richtig. Nicht mit unsicheren Schritten, sondern mit richtig Tempo. Für einige Zeit hatten wir das Problem, dass ihr Verstand nicht der körperlichen Entwicklung hinterherkam und nichts vor ihr sicher war.
War sie eigentlich jemals ein Kleinkind?
Als wir im Sommer kurz nach ihrem ersten Geburtstag Besuch von einer anderen Familie mit zweijährigem Kind hatten, kam die Frage: “ist sie schon zwei oder wann hat sie Geburtstag”. Es wirkte fast so, als hätte sie die Kleinkindphase gleich komplett übersprungen. Mit Babyzeichen und dann sehr bald mit ersten Worten konnte sie sich schnell verständlich machen und profitierte sicher dabei auch sehr von einer nicht sehr viel älteren Schwester.
Schon sehr früh entdeckte sie Puzzle für sich. Die Babypuzzle wurden bald zu einfach und es mussten schwerer rangeschafft werden. Mit drei Jahren löste sie 100-Teile-Puzzle in weniger als 30 Minuten.
Früh in den Kindergarten
Und so warfen wir dann auch, als sie zwei Jahre alt war, alle Pläne über den Haufen und ließen sie schon mit 2 Jahren und 3 Monaten im Kindergarten starten, obwohl wir sie eigentlich erst mit 3 schicken wollten. Die Eingewöhnung dauerte geschätzte 10 Minuten. Mit ihrem extrem sozialen Wesen fand sie sich nicht nur in Nullkommanix im Kindergarten zurecht, sondern diente gleich noch ihrer älteren Schwester als “soziales Schmiermittel”, die so endlich auch erste Bekanntschaften machte, weil ihre kleine Schwester sie mitspielen ließ. Als Dreijährige durfte sie in den Vorschulraum, weil sie nur dort noch Puzzle fand, die für sie eine Herausforderung waren.
Keine frühe Einschlung – oder doch?
Am Ende des zweiten Kindergartenjahres stand die Frage nach einer vorzeitigen Einschulung im Raum, die uns vom Kindergarten sehr empfohlen wurde. Wir hatten Bedenken, denn das hätte bedeutet, sie nur zwei Monate nach ihrem fünften Geburtstag in die Schule zu schicken. Nachdem wir sie zunächst angemeldet hatten, entschieden wir dann in Absprache mit der Schule doch, sie erst mit sechs einschulen zu lassen. Was für ein großer Fehler das war und wie wir dann doch noch bei einer frühen Einschulung landeten, habe ich in einem anderen Beitrag ausführlich beschrieben.
Und so läuft es im Moment
Im Moment geht Mittlere 6 in die zweite Klasse. Allerdings ist sie dort inzwischen auch schon wieder völlig gelangweilt. Daher haben wir im Gespräch mit der Schule, nachdem die Ergebnisse ihrer Testung vorlagen, die Entscheidung getroffen, dass sie bis zum Ende der dritten Klasse den Stoff der vierten Klasse erlernen wird, so dass sie dann von der dritten in die fünfte Klasse springen kann.
Trotzdem ist es für sie oft noch schwierig, denn auch weitaus fortgeschrittenere Themen als die ihrer Mitschüler sind für sie oft schon nach wenigen Tagen wieder langweilig. Gleichzeitig liebt sie ihre Lehrerinnen und ihre Klasse sehr und gibt sich alle Mühe, es möglichst allen rechtzumachen. Zuhause bröckelt die Fassade dann sehr schnell und es ist keine Energie mehr vorhanden, so dass wir ihren Frust mit voller Wucht zu spüren bekommen.
Wir arbeiten immer noch daran, die Schule für sie herausfordernder zu gestalten und auch den Lehrerinnen dabei zu helfen, die für den Umgang mit Hochbegabung nur wenig geschult sind. Und so hoffen wir, dass wir die nächsten eineinhalb Jahre bis zum Wechsel auf die weiterführende Schule einigermaßen geregelt bekommen. Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt, was wir mit ihr noch alles erleben dürfen…
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